Jennifer Zantopp, Musiktherapie
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Was ist Musiktherapie?

Mit Hilfe von verschiedenen Techniken und unterschiedlichem Gebrauch von Musik wird in einer therapeutischen Beziehung das Problem des Klienten bearbeitet.
Die Therapie findet individuell oder in Gruppen statt.
Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Musiktherapie können ähnlich wie die Resultate einer Psychotherapie im täglichen Leben helfen.
Man unterscheidet aktive und rezeptive Musiktherapie, sowie eine Anzahl unterschiedlicher Schulen. Als sehr junge Disziplin in der Medizin ist Musiktherapie in den unterschiedlichsten Gebieten und Klientengruppen zu finden.
Als Beispiele: als non oder semi- verbale Psychotherapie in der Psychiatrie, als entwicklungsfördernde Maßnahmen bei behinderten- oder verhaltensauffälligen Kindern und Erwachsenen, bei Autisten, in der Schmerztherapie, bei Demenz-Patienten, bei Frühgeborenen, bei Komapatienten und auch in allen anderen Gebieten der Neurologie (siehe auch Aphasie).
Gerade da, wo verbale Kommunikation erschwert oder unmöglich ist bietet Musiktherapie eine Möglichkeit Interaktion zu fördern, soziale Dialoge aufzubauen und möglicherweise Zugang zu nicht (noch nicht) verbalisierbaren Problemen zu finden.
Musiktherapie ist kein Wundermittel oder Allheilmittel mit schneller, einfacher Wirkung - leider.
Genau wie bei jedem Arzt erfolgt zunächst eine Diagnose. An Hand dieser Diagnose wird ein Behandlungsplan aufgestellt. Jede Krankheit oder psychische Beeinträchtigung erfordert eine andere Behandlungsstrategie. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, erfordert die Therapie eines Komapatienten andere Handlungen als die Behandlung eines hyperaktiven Kindes. Das ist auch logisch, da das Behandlungsziel ein ganz anderes ist.

Was tut man in der Musiktherapie?

Aktive Musiktherapie:
Aktiv bedeutet, daß der Klient die Musik zusammen mit dem Therapeuten gestaltet. Der Klient benötigt dazu keinerlei musikalische Vorbildung, auch ist die Therapie nicht mit einer Unterrichtsstunde zu verwechseln.
Klient und Therapeut improvisieren auf einfachen Instrumenten oder mit der Stimme frei. Die entstehende Musik muß nicht unbedingt (nach den Maßstäben der europäischen Welt) als schön empfunden werden, vielmehr dient sie dazu miteinander in Interaktion zu kommen und emotionale Verhaltensweisen in der Musik hörbar zu machen und zu beeinflussen.
Der Therapeut verfügt über das Wissen und Techniken, die Improvisation in eine gewünschte (dem Therapieziel entsprechende) Richtung zu leiten.
Manchmal ist es sinnvoll anschließend darüber zu reden, oder die Improvisation anzuhören. Auch ein noch so guter Therapeut wird niemals eine eindeutige "Übersetzung" der Musik in Worte haben. (Und das ist gerade der Vorteil der Musik) Die Bedeutung ergibt sich den Spielern manchmal auf einer sehr unbewußten Ebene, oder wird erst durch spätere Improvisationen oder Gespräche geklärt. Vielleicht fühlen Klienten sich einfach erleichtert oder werden von den Klängen der Musik so berührt, dass sie ermutigt werden dieses Gefühl weiter zu untersuchen.
Das Unkonkrete erscheint zunächst als Nachteil, jedoch ist es ein Vorteil da, wo Dinge das Wohlbefinden beeinflussen, die nicht oder noch nicht ausgesprochen werden können; natürlich auch da, wo verbale Kommunikation nicht oder nicht mehr möglich ist.
Musik bietet die Möglichkeit sich mitzuteilen, "innere Welten" auszudrücken.
Neben der freien Improvisation werden auch eine Reihe anderer "Spielformen" und "Spielaufträge" benutzt. Dazu kann auch bekanntes Liedgut gehören.

Rezeptive Musiktherapie:
Rezeptiv bedeutet, daß der Klient nicht selber Musik macht, sondern diese hört. Je nach therapeutischem Ziel spielt der Therapeut für den Klienten, oder es werden Aufnahmen gehört, die auf unterschiedliche Weisen ausgesucht werden können.
Musik spielt im Leben eine Rolle. Jeder hat sein ganz persönliches Lieblingslied, ein Lied, das Erinnerungen hervorruft, Musik die beruhigend wirkt, und Musik die zum Tanzen einläd. Über solche Erfahrungen und Gefühle, die durch Musik ausgelöst werden, kann ein Dialog entstehen und schöne und weniger schöne Momente neu betrachtet werden. Es kann Musik gesucht werden, die Ruhe ausstrahlt, Kraft gibt oder zum Weinen anregt.

Die Rolle des Therapeuten

Ein Musiktherapeut ist normalerweise ein ausgebildeter Therapeut, genau wie ein Psychologe, Ergotherapeut oder Krankengymnast.
Er hat also fundiertes Wissen über den Einsatz von Musik und psychologisch-dynamische Prozesse.
Der Therapeut hat die Aufgabe den Heilungsprozess zu begleiten und zu fördern. Die therapeutische Beziehung, die der Therapeut aufbaut, ist wichtiger Bestandteil des Therapieerfolges.
Der Therapeut arbeitet auf ein bestimmtes Therapieziel hin. Um dieses Ziel zu erreichen, wählt er verschiedene "Spielformen" aus und benutzt Techniken, um die Improvisationen zu beeinflussen.
Man geht davon aus, dass das alltägliche Verhalten einer Person sich auch auf ähnliche Art und Weise in der Musik manifestiert und umgekehrt.
So kann Musik ein "Spielfeld" für das Entdecken und langsame Verändern des Verhaltens gesehen werden.
Als Beispiel: Jemand der zunächst sein Selbstvertrauen wiederfinden soll und "gestützt" werden soll (z.B. ein depressiver Klient), wird von dem Therapeuten soweit musikalisch unterstützt werden, dass die Musik harmonisch klingt und der Klient zunächst in den Klängen "mitschwimmen" kann. Alle Initiativen des Klienten werden positiv hervorgehoben.
Jemand der hingegen nie auf andere achtet (z.B. ein Borderlinepatient), wird "Aufgaben" oder Spielsituationen vorfinden, in denen er auf den Anderen achten muss.
Der Therapeut hat weiterhin die Aufgabe, die improvisierte Musik "zu verstehen".
Wie bereits angedeutet, wird er nie eine eindeutige "Übersetzung" haben (es sei denn der Klient erklärt seine Gefühle und Verhaltensweisen im Nachhinein), jedoch kann er durch musikalische Beeinflussung oder verbales Nachfragen, dichter an die Bedeutung der Musik kommen, und diese als Teil des Prozesses betrachten. Musik ist nie absolut zu bewerten, sondern immer in Abhängigkeit zur Person, deren Erkrankung und der Situation in der diese gespielt wurde.

Wie funktioniert Musiktherapie?

Dies ist eine der schwersten Fragen an einen Musiktherapeuten, da diese Frage bisher nicht eindeutig geklärt werden konnte.
Das soll weder heißen, dass wir diese Frage großzügig umgehen können, noch, dass wir nicht wissen, was wir tun.
Aber die Antworten werden so zahlreich und unterschiedlich und vor allem uneindeutig sein- je nachdem mit welcher Zielgruppe gearbeitet wird.
Für mich ist einer der wichtigsten Aspekte die Interaktionsmöglichkeit, die Musik bietet.
Menschliche Kommunikation verläuft zu einem großen Prozentsatz non-verbal. Wir lächeln jemanden an, um zu zeigen, dass wir ihm freundlich gesinnt sind, wenn es uns gut geht haben wir im allgemeinen ein höheres Energieniveau, was sich z. B. an der Körperhaltung zeigt, wenn uns energisch die Hand geschüttelt wird, reagieren wir ebenso energisch, um uns dem Gegenüber anzupassen.
Wer schon mal in einem Land war, wo er die Sprache nicht verstehen konnte, wird sich vielleicht gewundert haben, dass er doch erahnt, worum es bei diesem Gespräch geht; lautstark und wild gestikulierend deutet meistens auf einen Streit hin...
Alle diese "Ausdrucksweisen" kann man in der Musik wiederfinden (laut- leise, energisch- kraftlos...). Über sie ist es möglich mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten und Informationen über den Gemütszustand zu gewinnen. Emotionen sind oft gekennzeichnet, von verschiedenen Energieniveaus, die sich in der Musik abbilden können und so zu Bewusstsein kommen können.
Natürlich heißt das nicht, dass z.B. Wut immer laut und ungestüm sein muss, genau so wenig wie jeder wütende Mensch mit den Fäusten auf etwas einschlägt.
Der Vorteil von Musik als Medium zur Interaktion ist, dass sich wahre Gefühle nicht so einfach hinter Musik verstecken lassen wie hinter Wörtern (das üben wir schließlich Tagein Tagaus).
Interaktion entsteht dadurch, dass man zusammen Musik macht, die entstehende Musik also als Produkt von zwei Menschen betrachtet werden kann.
Um zu "kommunizieren" passen wir uns an; versuchen einen gemeinsamen Nenner zu finden, etwa im Tempo, im Rhythmus oder in der Klangqualität. (Auch im Alltag reagieren wir mit Feinabstimmungen auf unser Gegenüber, z.B. passen wir unsere Sprachmelodik und unseren Sprachstil der jeweiligen Situation an. In der Bank sprechen wir anders als mit dem Kind auf der Straße.)
Dadurch entsteht Kontakt.

Wo arbeiten Musiktherapeuten?

Theoretisch sind Musiktherapeuten eine sinnvolle Ergänzung zu jedem Multidisziplinären Team, in den unten genannten Einrichtungen. Praktisch gesehen ist es jedoch so, dass Musiktherapie noch immer keine bei den Krankenkassen anerkannte Disziplin ist und somit nicht bezahlt wird. Darum gibt es längst nicht in allen Einrichtungen einen Musiktherapeuten, sondern nur da, wo dieser von der Klinikleitung auf anderem Wege finanziert wird:

Mögliche Arbeitsplätze sind:

  • Behindertenheime, Schulen und andere therapeutische Einrichtungen für behinderte Menschen
  • Psychiatrische Kliniken, in Kurzzeit- und Langzeitbehandlung
  • Kinder- und Jugendpsychiatrie
  • Forensischen Kliniken
  • Psychosomatische Kliniken
  • Kurkliniken
  • Mutter- Kind Kliniken
  • In Hospizen
  • In Kindergärten und Schulen für Kinder mit Entwicklungsrückstand oder anderen Erziehungsproblemen
  • In Rehabilitationszentren
  • Auf Intensivstationen und Stroke-Units
  • In Alten- und Pflegeheimen
  • Oder als Selbstständige in einer eigenen Praxis